Silvester und Hund
12 Tipps, um unseren vierbeinigen Partnern den Jahreswechsel zu erleichtern
1. Vorbereitungen frühzeitig beginnen
Um Silvester für Ihren Hund so angstfrei wie möglich zu gestalten, braucht es ein wenig Vorbereitungszeit. So zeigen die meisten der unterstützenden Präparate ihre optimale Wirkung erst nach 1-2 Wochen. Auch einige andere der unten beschriebenen Maßnahmen benötigen Übungszeit, um dann auch wirklich hilfreich zu sein. Lassen Sie sich also gerne schon frühzeitig bei uns darüber beraten, mit welchen Mitteln wir Silvester für Ihren Hund möglichst stressfrei gestalten können.
2. Stressvermeidung in den Tagen vor Silvester
Je entspannter Ihr Hund in den Silvestertag startet, desto besser wird er die Belastung meistern. Denn: der Abbau des Stresshormons kann bis zu 6 Tagen dauern. Ist das Stresslevel also bereits vorher hoch, braucht es nur noch sehr wenig Silvestergetöse, um Ihren Hund in Angst zu versetzen. Also gilt besonders in den Tagen vor Silvester: wenig Aufregung, viel Entspannung.
3. Spaziergänge in ruhigen Stunden
Das kennen wir alle: sobald die Feuerwerkskörper ab 29.12. im Handel angeboten werden, geht es auch schon vereinzelt los mit Böllern, Raketen und Co. – und damit für unsere Hunde auch mit der Silvesterangst. Es empfiehlt sich, jetzt die Spaziergänge auf die ruhigen Stunden zu verlegen. Das sind vor allem die frühen Morgenstunden und an den Nachmittagen die Zeit vor Einbruch der Dunkelheit. Auch wenn das frühe Aufstehen nicht jedermanns Sache ist – Ihr Hund wird es Ihnen durch sein entspannteres Verhalten danken.
4. Spaziergänge mit Hundegeschirr und (Schlepp-)Leine sichern
Silvester ist auch für die gehorsamsten und gelassensten aller Hunde eine absolute und nicht vorhersehbare Ausnahmesituation. Deshalb sollten Sie Ihren Hund in den Silvestertagen auf jeden Fall auf allen Spaziergängen angeleint führen. Um ihm möglichst viel Bewegungsfreiheit zu bieten, können ein Hundegeschirr in Kombination mit Schlepp- oder Flexileine genutzt werden. Ein unkontrolliertes Losrennen in Panik mit unvorhersehbaren Folgen, weil direkt neben dem Hund ein Knall ertönt, kann damit leicht verhindert werden.
5. Gesundheitscheck
Das wissen die meisten Menschen: Stress macht krank. Was weniger Menschen wissen oder bedenken: Kranksein macht Stress. Und Stress macht Stressanfälliger. Es ist also sehr wichtig, dass Ihr Hund auch zu Silvester bei bestmöglichster Gesundheit ist, damit er diese Zeit so stressarm wie möglich erlebt. Eine Vielzahl an Krankheiten (z.B. parasitäre Infektionen, Entzündungen, Erkrankungen des Herzens, des Magen-Darms und der Schilddrüse), alle Formen von Unwohlsein und Schmerzen können grundsätzlich dafür sorgen, dass sich über den Mechanismus der sogenannten „Sensitivierung“ die (Silvester-)angst Ihres Hundes entwickelt oder verstärkt. Ein tierärztlicher Gesundheitscheck als Programmpunkt zur Stressreduktion ist daher auf jeden Fall empfehlenswert.
6. Gegenkonditionierung
Der Begriff der Gegenkonditionierung kommt aus der Verhaltenstherapie und meint, dass eine positive Emotion mit einem eigentlich angstauslösenden Reiz (hier die Silvesterknallerei) verknüpft wird. Das heißt: auf jeden Knall folgt sofort etwas tolles (Leckerli/Spielzeug). Hier braucht es einige Wochen Trainingszeit, um Erfolge zu erzielen. Eine sachkundige Trainingsanleitung sollte auf jeden Fall genutzt werden. Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie einen Termin zur Unterstützung abmachen wollen.
7. Lärm Abschirmen und Liegeplätze optimieren
An den Silvestertagen sollten Sie darauf achten, dass jeder Lärm und auch Lichtblitze von außen gut abgeschirmt werden. Fenster und Türen sollten geschlossen, Jalousien runtergelassen und Vorhänge zugezogen sein. Der Liegeplatz des Hundes sollte an einer ruhigen Stelle der Wohnung sein (also z.B. weit weg vom Fenster). Die Wahl des Liegeplatzes am besten schon einige Wochen vor Silvester treffen und ihn dorthin verlagern, damit Ihr Hund den Platz dann schon gewohnt ist und er sich dort sicher fühlt.
8. Lärm übertönen
Ruhige Musik im Haus übertönt hereindringende Geräusche. Auch ein laufender Fernseher kann hier helfen. Achten Sie aber bitte auf das richtige Programm: Eine Silvestershow mit Feuerwerk um Mitternacht oder ein Film mit viel Schießerei ist in dieser Situation für Ihren Hund nicht hilfreich.
9. Stress abbauen
Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, um bereits beim Hund vorhandenen Stress abzubauen. Einige wollen wir Ihnen hier kurz vorstellen:
- Kauartikel
Manche Hunde bauen über Kauen / Lecken / Knabbern / Zergeln gut ihren Stress ab und sind dabei gleichzeitig auch abgelenkt. Besorgen Sie sich rechtzeitig entsprechende Kauartikel und probieren Sie aus, an welchen Ihr Hund Interesse hat und welche er verträgt.
- Massagen
Einige Hunde können sehr gut entspannen, wenn sie eine Massage von ihrer Bezugsperson bekommen. Besonders beliebt sind dann meist die Bereiche der Lendenwirbelsäule oder der seitlichen Brustwand. Unbedingte Voraussetzung ist dabei aber, dass der Hund die Massage in der Silvestersituation auch annehmen kann. Zusätzlicher Stress durch ungewollte Berührung ist hier unbedingt zu vermeiden. Versuchen Sie doch mal, schon 2 Wochen vor Silvester die abendliche Massage als Entspannungsritual einzubauen und achten Sie dabei auf die Reaktion Ihres Hundes.
- Ablenkung durch Beschäftigung
Viele Hunde lassen sich gut vom Silvestergeschehen ablenken, indem sie mit der Ausführung von einfachen Kommandos / Tricks, Nasen- oder Apportierarbeit beschäftigt werden. Die „erfolgreiche Erledigung eines Jobs“ mit anschließender „guter Bezahlung“ in Form von Leckerlis/Spielzeug macht zufrieden und gibt dem Hund das Gefühl, den Anforderungen gewachsen zu sein und damit Kontrolle über die Situation zu haben. Selbstverständlich muss der Hund dafür die Übungen schon vor Silvester kennen und leicht ausführen können.
Dieser Punkt auf unserer Tipp-Liste war ein langer Punkt – und dennoch nur sehr kurz angerissen. Alle genannten Stressabbaumethoden brauchen längere Vorbereitungszeit. Um mehr Informationen zur Umsetzung zu erhalten, können Sie gerne einen Termin für ein individuelles Beratungsgespräch zu diesem Thema bei uns machen.
10. Für den Hund da sein
Lassen Sie Ihren Hund auf keinen Fall an Silvester alleine. Einen ängstlichen Hund bitte auch nicht zur Betreuung woanders unter-bringen: Er braucht vor allem an diesem Tag seine Bezugsperson. Am meisten helfen Sie Ihrem Hund, wenn Sie sich ruhig und unbesorgt verhalten. Dadurch vermitteln Sie das Gefühl, die Situation als normal und nicht beunruhigend zu empfinden. Das bietet dem Hund Sicherheit. Sucht er Ihre Nähe, lassen Sie ihn gewähren. Anschmiegen und Anlehnen könnte ihm helfen. Fordern Sie ihn aber nicht zur Nähe auf, wenn er sich woanders hin verziehen will. Achten Sie darauf, ihn nicht permanent und offensichtlich zu beobachten, viele Hunde fühlen sich dadurch gestresst. Blicke aus dem Augenwinkel reichen völlig, um sehen zu können, ob alles in Ordnung ist.
11. Nach Silvester ist vor Silvester – Urlaub buchen?
...und wenn es dieses Mal sehr schlecht gelaufen ist: gibt es vielleicht für Sie und Ihren Hund noch eine Alternative für das nächste Jahr? Einige Hundehalter genießen es, Ihren Urlaub über Silvester zu nehmen und sich in einer sehr ruhigen Gegend, fern jeden Trubels, eine schöne Unterkunft zu suchen. Vielleicht auch für Sie und Ihren Hund eine gute Idee?
12. Nach Silvester ist vor Silvester – Training
In einigen der oberen Punkte wurden schon Themen aus der Verhaltenstherapie und dem Hundetraining angesprochen. Besonders bei Hunden mit generellen Geräuschängsten, Gewitterangst und anderen Angstproblemen wäre es anzuraten, gleich zum Anfang des Jahres mit einer Verhaltenstherapie und/ oder Trainingseinheiten zur Stressbewältigung zu beginnen. Dadurch haben sie die Möglichkeit, die Situation für Ihren Hund grundlegend und deutlich zu verbessern. Das erfordert Zeit – deshalb am besten bald starten. Melden Sie sich dazu gerne in unserer Praxis und machen einen ersten Beratungstermin aus.
Das Team der Tierärztlichen Praxis wünscht Ihren vierbeinigen Mitbewohnern und Ihnen
einen Guten Rutsch und Gesundheit im neuen Jahr
Dieses Merkblatt ist nach bestem Wissen erstellt. Eine Haftung für den Inhalt kann jedoch nicht übernommen werden.
© K. Koch, Tierärztliche Praxis Dr. Düsterhöft